Bei der Osteopathie (griech. ostéon = “Knochen”, páthein = “Leiden”) handelt es sich um ein ganzheitliches manuelles Behandlungsverfahren, bei dem Funktionsstörungen des Körpers mit gezielten Handgriffen beseitigt oder gelindert werden. Aufgrund seiner komplexen Leitbahnstrukturen (Nerven-, Blut- und Lymphgefäßnetze), dem umfassenden Bindegewebsnetz einschließlich der Muskulatur (Myofaszien) und der obersten Steuerungszentrale Gehirn ist in unserem Körper jedes Gewebe prinzipiell mit jedem anderen Gewebe – wenn auch über Umwege – verbunden. Dadurch bildet der menschliche Körper mit Körper und Seele eine funktionelle Einheit. Gesundheit beruht auf der Fähigkeit dieses komplexen Systems, auch bei Störungen in der Balance und damit gesund zu bleiben.

Nach Überlastungen, Unfällen, Operationen oder psychischem Stress können diese Selbstheilungskräfte jedoch überfordert sein, so dass das gesamte System “aus dem Ruder” läuft. Häufig stellt sich dann eine Form der “Erstarrung” ein. Der Mensch ist dann zwar im klassisch medizinischen (allopathischen) Sinne organisch gesund; dennoch funktionieren seine Systeme nicht optimal. Hier setzt die osteopathische Medizin an.

In welchen Fällen hilft die Osteopathie?

Sie kann vor allem dort helfen, wo Leiden am Bewegungsapparat bis hin zu scheinbar unerklärlichen Beschwerden im Bereich der inneren Organe auftreten. Gerade bei chronischen Schmerzzuständen wie Rückenschmerzen ist Osteopathie die Methode der Wahl. Auch Beschwerden der Blut- und Lymphgefäße werden mit Hilfe der Osteopathie behandelt. Weitere typische Anwendungsgebiete der Osteopathie sind der Hexenschuss oder chronische Schmerzen nach einem Bandscheibenvorfall. Eine vollständige Übersicht finden Sie hier.

Bei Krebserkrankungen oder akuten Entzündungen ist die Osteopathie nicht geeignet.

Eine eigene Studie an über 200 Patienten zeigt, dass bei einer durchschnittlichen Schmerzdauer von ca. 7 Jahren im Mittel weniger als 4 Behandlungen benötigt werden, um das Behandlungsziel einer erheblichen Schmerzlinderung oder -beseitigung zu erreichen.

Wem kann die Osteopathie helfen?

Osteopathie kann von Babys, über Kinder (Kinderosteopathie) und Erwachsenen bis zu Rentnern grundsätzlich jedem helfen. Osteopathie eignet sich gleichermaßen für alle Geschlechter.

Viele Patienten haben gesundheitliche Probleme infolge von beispielsweise Traumata bei der Geburt oder in jungen Jahren. Betagte Patienten profitieren vor allem bei vorliegenden strukturellen Veränderungen – zum Beispiel dem Verschleiß der Wirbelsäule oder der Gelenke.

Wie wirkt die Osteopathie?

Mittels osteopathischer Techniken werden in ihrer Beweglichkeit funktionsgestörte Gelenke sowie Gewebe festgestellt und behandelt. Hier zeigen sich große Überschneidungen zur manuellen Therapie. So kann das gestörte Zusammenspiel der Gewebe wiederhergestellt werden. Dies führt zur körperlichen und seelischen Entstarrung. Die Anwendung osteopathischer Medizin setzt genaueste Kenntnisse der Anatomie und Physiologie voraus.

Ein weiterer wesentlicher Baustein der osteopathischen Behandlung ist für Patienten das Erkennen von eigenen Ressourcen. So sollen Patienten mittel- und langfristig Verhaltensweisen sowie Behandlungsstrategien lernen, mit denen sie sich selbst “behandeln” und vorbeugend schützen können (Prophylaxe).

Der Körper

Der menschliche Körper stimmt alle lebensnotwendigen Funktionen in ständiger Bewegung aufeinander ab. Ein Großteil dieser Mobilität ist uns selten bewusst. Hierzu zählen beispielsweise der pulsierende Blutstrom, die rhythmische Atembewegung und die unwillkürliche Arbeit unserer Verdauungsorgane.

Funktionelle Störungen

Werden die Bewegungen einzelner Körperstrukturen eingeschränkt, beeinflusst das deren Funktion und ist diese erst einmal gestört (“osteopathische Dysfunktion”), dann zeigt sie dies in der Regel in Form einer eingeschränkten Beweglichkeit oder Elastizität. Es entwickelt sich ein Teufelskreis aus z. B. Schmerz und Spannung. Ursächlich dafür ist die evolutionär bedingte Erstarrungsreaktion.

Das Verkettungssyndrom

Nicht immer signalisiert uns der Körper eine Funktionsstörung durch Schmerzen oder andere Beschwerden, denn unser Organismus ist sehr anpassungsfähig und kann so manche “Störung” wie Fehlhaltungen, Fehlbewegungen, stressbedingte Verspannungen oder sogar Verletzungen lange Zeit ausgleichen. Dabei wird die eingeschränkte Funktion von anderen Körperstrukturen übernommen. So verlagern sich Funktionsstörungen und wirken sich auf andere Bereiche des Körpers aus, wodurch dort z. B. Schmerzen auftreten können. Somit finden sich die Beschwerden unter Umständen weit entfernt vom ursprünglichen Entstehungsort wieder. Diese Folgezustände werden als Verkettungssyndrom bezeichnet. Da in der herkömmlichen Schulmedizin in der Regel im Nahbereich des Schmerzes nach der Ursache gesucht wird, werden die Zusammenhänge häufig nicht erkannt. Man tappt in die “Da-wo’s-Falle” (da, wo es weh tut). Eine Heilung stellt sich deshalb nicht ein.

Kopfschmerzen durch Verletzung am Sprunggelenk

Diese Zusammenhänge gehen soweit, dass z. B. eine alte Sprunggelenksverletzung über muskuläres Ungleichgewicht am Unter- und Oberschenkel zu einer veränderten Bewegung des Beckens führen kann. Das wiederum verändert die Belastung der Wirbelsäule, welche versucht, mit Hilfe der Kopfgelenke dieses Ungleichgewicht auszubalancieren. Eine gestörte Funktion der Kopfgelenke ist häufig Auslöser für Kopfschmerzen. Eine Sprunggelenksverletzung kann also mit der Zeit Kopfschmerzen verursachen.